Hyperthermie
Hyperthermie, auch bekannt als passive Fiebertherapie oder künstliches Fieber, ist eine Behandlungsmethode, bei der die Körpertemperatur absichtlich erhöht wird. Dabei wird der Körper auf Temperaturen zwischen 38,5 und 42° C erwärmt, um die positiven Effekte des Fiebers zu nutzen. Diese Methode stimuliert das Immunsystem, fördert die Entgiftung durch vermehrtes Schwitzen und verbessert die Durchblutung des Gewebes.
Was versteht man unter der Hyperthermie-Therapie?
Das Wort Hyperthermie stammt aus dem Griechischen und bedeutet Überwärmung. Die Hyperthermie-Therapie nutzt die positiven Effekte des Fiebers, um verschiedene Leiden nachhaltig zu behandeln.
Die Grundlagenforschung zeigt, dass ab einer Temperatur von 41,5° C, je nach metabolischen Bedingungen, in Karzinomen bzw. Krebs eine zellabtötende und wachstumshemmende Wirkung eintreten kann. Die Hyperthermie wird aber nicht nur bei Krebserkrankungen und chronischen Infektionen eingesetzt, sondern zeigt auch bei chronischen Schmerzen, Immunschwäche, Fibromyalgie und Rheuma positive Effekte.
Fieber ist eine natürliche und effektive Reaktion des Körpers auf verschiedene krankhafte Zustände. Viele Menschen verlieren im Laufe ihres Lebens die Fähigkeit, Fieber zu entwickeln. Mithilfe der Hyperthermie wird eine Art künstliches Fieber erzeugt, wodurch die positiven Eigenschaften des Fiebers genutzt werden können.
Wie wirkt die Hyperthermie?
Hyperthermie führt zu einer Erwärmung des Gewebes und bewirkt dadurch eine Vielzahl positiver Effekte.
Zu den wichtigsten Effekten der Hyperthermie zählen:
- Erweiterung der Gefässe
- Verbesserung der Mikrozirkulation durch gesteigerte Fliessgeschwindigkeit und Fliessfähigkeit des Blutes
- Optimierung der Sauerstoffversorgung des Gewebes
- Entspannung der Muskulatur
- Erhöhung der Dehnbarkeit von Bindegewebe
- Schmerzlinderung
- Entzündungshemmung
- Stärkung des Immun- und Hormonsystems
- Anregung des Stoffwechsels und verbesserte Entgiftung des Körpers
Physiologische Wirkungen der Hyperthermie
Es zeigen sich vielfältige physiologische Wirkungen auf zellulärer und molekularer Ebene.
Im Folgenden erläutern wir Ihnen einige wichtige physiologische Wirkungen der Hyperthermie:
Immunbotenstoffe:
Durch die Erwärmung kommt es bei den körpereigenen Interferonen zu einer Wirkverstärkung. So beobachtet man bei den wichtigen Anti-Tumor-Botenstoffen IFN-γ (Interferon Gamma) und TNFα (Tumornekrosefaktor Alpha) einen verstärkten antiproliferativen Effekt, wodurch die Zellvermehrung des Tumors unterdrückt werden kann
Role of tumor necrosis factor alpha in hyperthermia-induced apoptosis of human leukemia cells
Reaktionsgeschwindigkeit und Transporteigenschaft:
Sowohl intra- als auch extrazellulär nehmen die Fliessgeschwindigkeit und die Transporteigenschaften zu. Zusätzlich erhöht sich die intrazelluläre Reaktionsgeschwindigkeit, und die Zellmembran wird durchlässiger. Dies führt zu einer Beschleunigung der Stoffwechselprozesse und verbessert die Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Auch die Entgiftung der Zellen wird auf diese Weise gefördert.
Nukleinsäure- und Proteinbiosynthese:
Es kommt zu einer Hemmung der Nukleinsäuresynthese (DNA und RNA) sowie der Proteinbiosynthese. Dies betrifft sowohl Krebszellen und versteckte Erreger als auch körpereigene Zellen in unterschiedlichem Ausmass.
Hitzeschockproteine:
Durch die gezielte Anwendung von Wärme wird die vermehrte Bildung von Hitzeschockproteinen induziert. Besonders die Hitzeschockproteine HSP27, HSP70 und HSP90 werden verstärkt gebildet. Hitzeschockproteine, die auf der Oberfläche erhitzter Krebszellen gebildet werden, signalisieren den körpereigenen Killerzellen, die geschädigten Zellen abzubauen. Diese Apoptose der Krebszellen wird bei einer Erwärmung des Tumors auf 42 °C eingeleitet.
Verstärkung der Wirkung anderer Therapien:
Hyperthermie kann andere Krebstherapien, wie Chemotherapien oder Strahlentherapien, im Sinne eines Sensitizers sensibilisieren und deren Wirkung entsprechend verbessern. Der kombinierte Einsatz von Hyperthermie kann somit erheblich zur Effektivität dieser Therapien beitragen.
Welche Formen der Hyperthermie gibt es?
Hyperthermie kann entweder lokal bzw. regional auf einen bestimmten Bereich oder systemisch auf den gesamten Körper angewendet werden. Man unterscheidet dabei zwischen Ganzkörperhyperthermie und lokaler Hyperthermie. Zudem wird die aktive Fiebertherapie eingesetzt, bei der das Fieber von innen erzeugt wird.
Ganzkörperhyperthermie
Die Ganzkörperhyperthermie ist eine Therapie, bei der der gesamte Körper gezielt in einen Zustand der Überwärmung gebracht wird.
Lokale Hyperthermie
Die lokale Hyperthermie ist eine innovative Therapieform, bei der gezielt ein Bereich des Gewebes erwärmt wird.
Fiebertherapie
Die Fiebertherapie nutzt die heilende Wirkung von Fieber, um unterschiedliche Krankheiten effektiv therapieren zu können.
Anwendungsgebiete und Einsatzmöglichkeiten der Hyperthermie
Hyperthermie kann bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern eingesetzt werden. Besonders bewährt hat sich der erfolgreiche Einsatz bei Krebs, aber auch bei Immunstörungen, chronischen Schmerzen oder Infektionskrankheiten kann die Hyperthermie eine wertvolle Unterstützung bieten.
Krebs
Die Hyperthermie ist ein etabliertes Verfahren, um Krebszellen zu schädigen und abzutöten. Diese Wärmetherapie hat sich in zahlreichen Studien als erfolgreich erwiesen.
Long COVID
Die Ganzkörperhyperthermie hat sich als ein wirksamer und dabei einfach umsetzbarer Weg zur Genesung von Patienten mit Long-COVID gezeigt.
Fibromyalgie
Hyperthermie hat einen nachhaltigen Effekt auf die Schmerzreduktion und die Verbesserung der Lebensqualität bei Fibromyalgie.
Depression
Hyperthermie zeigt vielversprechende Erfolge bei Patienten mit Depression. Verschiedene Studien haben die positive Wirkung bei Depressionen bestätigt.
Whole-Body Hyperthermia for the Treatment of Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial
Borreliose
Erste Erfolge bei der Behandlung von Borreliose zeigen sich bereits bei einer Ganzkörperhyperthermie ab 38°C. Ab 42°C können auch therapieresistente und hitzestabile Stämme erfolgreich behandelt werden.
Antibiotics and increased temperature against Borrelia burgdorferi in vitro
Gelenkerkrankungen und chronische Schmerzzustände
Chronische Schmerzen, wie z.B. Rheuma, Rückenschmerzen, Arthritis oder Arthrose, können nach einer gründlichen Abklärung und Diagnostik gut auf die Behandlung mit Hyperthermie ansprechen.
Immunstörungen
Mit Hilfe der Hyperthermie können Immunstörungen wie Asthma oder Heuschnupfen behandelt werden. Auch ein geschwächtes Immunsystem kann von der Hyperthermie-Therapie profitieren.
Entzündliche Darmerkrankungen
Entzündliche Darmerkrankungen wie das Reizdarmsyndrom, Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn können durch die Behandlung mit Hyperthermie eine Besserung erfahren.
Entgiftung
Bei der Hyperthermie wird die Entgiftung über verschiedene physiologische Mechanismen erreicht. Dies führt zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Zellmembranen, einer besseren Durchblutung, und optimierten Transporteigenschaften im Gewebe mit Steigerung des Lymphflusses. Dadurch wird eine effektive Entgiftung des Körpers ermöglicht, die durch die Schweissbildung zusätzlich verstärkt wird.
Integration in ein Gesamtkonzept
Die Hyperthermie kann erheblich an Effektivität und Wirkung gewinnen, wenn sie in ein durchdachtes und wirksames Gesamtkonzept integriert wird.
Die Einbindung zusätzlicher Massnahmen zur Krebsbekämpfung, Modulation des Immunsystems und Entgiftung des Körpers kann die Wirksamkeit optimieren und den Therapieerfolg steigern. Dabei sollte stets die Ursache der Erkrankung im Fokus der Therapie stehen.
Dr. med. Karsten Ostermann M.A.
Die Hyperthermie sollte immer in ein wirksames integratives Konzept eingebettet und von einem erfahrenen Arzt betreut werden.
Häufige Fragen und Antworten zur Hyperthermie
Die Hyperthermie bietet bei einer Vielzahl von Erkrankungen, wie Krebs, chronischen Entzündungen oder Schmerzen, eine wertvolle Unterstützung. Im Folgenden beantworten wir einige der häufigsten Fragen so umfassend wie möglich.
Die Hyperthermie zeichnet sich durch eine ausgezeichnete Verträglichkeit aus. Nebenwirkungen treten sehr selten auf und sind in der Regel geringfügig. Hauptsächlich handelt es sich um lokale Verbrennungen, die innerhalb weniger Tage abheilen. Genauere Informationen zu den Nebenwirkungen der verschiedenen Hyperthermie-Methoden erhalten Sie bei Ihrem Arzt.
Die Hyperthermie sollte stets von geschultem Personal in einer Praxis durchgeführt werden. Daher werden keine Hyperthermie-Geräte für den Heimgebrauch hergestellt.
Eine einfache, aber weniger effektive Form der Wärmetherapie ist die Nutzung von heissen Bädern.
Eine vollständige Hyperthermie-Behandlung besteht aus mehreren Sitzungen. Die Anzahl der Sitzungen wird durch eine genaue Untersuchung und Diagnostik bestimmt. Die Hyperthermie sollte in ein umfassendes, wirksames Gesamtkonzept eingebettet werden. Daher sind die Gesamtkosten der kombinierten Behandlung wichtiger als die Kosten der einzelnen Hyperthermie-Sitzungen.
Weiterführende Informationen
Die weiterführenden Informationen sollen dazu dienen, Ihnen einen besseren Überblick über das Themengebiet zu verschaffen.